Wir freuen uns, dass Coesfeld als Modellstadt am Projekt „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ teilgenommen hat und bieten an dieser Stelle Informationen zur Stadt:
- Kurzvorstellung der Stadt
- Aktuelle Mobilitäts-Konzepte
- Fußverkehr in den aktuellen Planungen für Coesfeld
sowie zu den durchgeführten Projektaktivitäten:
- Projektverlauf
- Vorgespräch und Rundgang mit der Stadtverwaltung (PDF)
- Fußverkehrsstrategie-Workshop (PDF)
- Fußverkehrs-Checks (PDF)
- Pressemitteilung der Stadt Coesfeld zur Urkundenübergabe (PDF)
- Abschlussgespräch mit der Verwaltung (PDF)
Kurzvorstellung der Stadt
Die Stadt Coesfeld liegt mit rund 37.000 Einwohnern im Westmünsterland und nur wenige Kilometer westlich von Münster sowie in etwa gleicher Entfernung zur deutsch-niederländischen Grenze. Die nordrhein-westfälische Kreisstadt blickt mittlerweile auf eine über 800-jährige Geschichte zurück, wobei sie sich von einer Residenz- und Festungsstadt zu einem modernen Dienstleistungszentrum entwickelt hat. Neben dem urbanen Flair wird Coesfeld aufgrund ihrer zahlreichen Grünanlagen und großen Naturlandschaften wie den Baumbergen oder die Heidelandschaft auch als „Kreisstadt im Grünen“ bezeichnet.(1)
Coesfeld erhebt selbst den Anspruch an eine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt, wobei der Fokus noch stark auf den Radverkehr gerichtet ist. In dem Zuge ist die Stadt seit 2007 als Mitglied in die Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS) integriert mit dem Ziel einer Förderung und Unterstützung im Bereich der Nahmobilität.(2)
Der Fußwegeanteil im Modal-Split von Coesfeld liegt laut einer kreisweiten Erhebung im Herbst 2016 nur bei 9%.(4) Ein Grund für den dennoch niedrigen Fußwegeanteil ist die autogerechte Entwicklung der Stadt in den 1970er Jahren, sowie der Fokus auf die Förderung des Radverkehrs in späteren Jahren, aber auch, dass das Fahrrad traditionell im Münsterland gerne und oft genutzt wird. Radfahrer und Fußgänger stehen aufgrund mangelnder Verkehrsflächen in starker Konkurrenz und der „Fußverkehr [ist noch nicht] als eigene Verkehrsart in den Köpfen der Menschen […] veranker[t]“, wie man u. a. anhand sehr schmaler Gehwege und teilweise mangelnder Aufenthaltsqualität auf Straßen und Plätzen erkennt.(3)
Aktuelle Mobilitäts-Konzepte
„Das Thema Verkehr genießt in der Stadt Coesfeld einen hohen Stellenwert. Bereits in den 90er Jahren wurden zahlreiche Untersuchungen zu unterschiedlichen verkehrlichen Fragestellungen durchgeführt.(5)“ Im Zuge dessen hat die Stadt ein Parkraumkonzept (1997; Fortschreibung 2012) sowie ein Radwegekonzept (1998 und 2000) erstellt. Der aktuell geltende Verkehrsentwicklungsplan (VEP) besteht seit Februar 2006.(6) „Ziel dieses Verkehrsentwicklungsplans ist die stadt-, sozial- und umweltverträgliche Abwicklung des Verkehrs in Coesfeld. Besonderer Wert wird dabei auf die Erstellung eines integrierten Konzeptes gelegt, das die Belange der unterschiedlichen Verkehrsarten
- motorisierter Individualverkehr,
- Radverkehr,
- Fußgängerverkehr und
- öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
angemessen berücksichtigt.(5)“
Im Jahr 2013 hat die Stadt Coesfeld das „Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt“ (InHK) veröffentlicht, die „als strategische Leitlinie für die Innenstadtentwicklung 2013 bis 2025 (7)“ anzusehen ist und mit breiter Öffentlichkeitsarbeit aufgestellt wurde. Im InHK sind fünf Handlungsfelder festgelegt, wobei im Handlungsfeld „Durchlässige Innenstadt“ weitestgehend das Thema Verkehr behandelt wird. Das Entwicklungsziel 12 benennt hierbei u.a. explizit die Förderung des Fußgängerverkehrs.(8)
Außerdem befindet sich das Klimaschutzprogramm für die Stadt Coesfeld derzeit in der Aufstellung. „Nach dem aktuellen Projektstand wird die Mobilität hier einen breiten Raum einnehmen.(4)“
Fußverkehr in den konzeptionellen Planungen für Coesfeld
Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) enthält bereits viele Leitziele zur Förderung des Fußverkehrs, welche im „Integrierte Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt“ (InHK) konkretisiert sowie im Handlungsfeld „Durchlässige Innenstadt“ in den Entwicklungszielen aufgenommen worden sind.(3)
Im VEP werden zunächst die Ergebnisse der verkehrlichen Zustandsanalyse im Fußverkehr aufgezeigt. Hierin wird zugrunde gelegt, dass „[d]ie Benutzbarkeit und Sicherheit von Gehwegen […] neben der zur Verfügung stehenden Breite insbesondere von der Überquerbarkeit der Straßen bestimmt [wird].(9)“ Die Stadt setzt daher Querungshilfen in Form signalisierter Fußgängerfurten, Zebrastreifen, Mittelinseln und vorgezogener Seitenräume ein. Eine herausragende Bedeutung hat der Fußverkehr in Coesfeld vor allem bei Wegen bis zu einem Kilometer, aber auch bis zu zwei Kilometern ist diese noch erheblich. Die wichtigsten Ziele der Fußgänger/innen sind dabei konzentrierte Standorte mit Einhandels-, Versorgungs- und Verwaltungseinrichtungen wie die Innenstadt, aber auch Schulen und der Bahnhof.
Als besondere Barriere gilt die in Nord-Süd-Richtung westlich der Innenstadt verlaufenden Gleisanlagen, wo es an entsprechenden Querungsstellen zur starken Konzentration des Fußverkehrs kommt.(9) Defizite werden neben der Trennwirkung der Gleisanlage auch in dem stellenweise Fehlen von Überquerungsstellen für Fußgänger an stark Kfz-belasteten Straßen erkannt.(10)
Darüber hinaus werden im InHK neben gestalterischen und baulichen Defiziten (darunter z.B. fehlende Bordsteinabsenkungen) auch Herausforderungen für das Fußwegenetz in den Wohnquartieren ausgemacht, die abgesehen von mangelnden Breiten und nicht barrierefreien Überquerungsmöglichkeiten im Fehlen von Verweilangeboten bestehen. Besonders groß sind die Defizite in den Nebenstraßen, die meist geprägt sind von sehr schmalen Gehwegen und mangelnder Gestaltung des öffentlichen Raumes mit häufig monotonen Hausfassenden aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem die Stadt stark zerstört wurde.(11)
In einem von fünf Oberzielen zum verkehrlichen Leitbild der Stadt Coesfeld heißt es im VEP: „Innerhalb der Innenstadt hat sich der motorisierte Individualverkehr den Ansprüchen von Fußgängern und Radfahrern unterzuordnen.(12) „Dies hängt mit der kompakten Siedlungsstruktur Coesfelds zusammen, wobei kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad in der Innenstadt eine große Bedeutung haben sollen. Wichtig hierfür – und daher als Unterziele definiert – sind ein „geschlossenes und ausreichend dimensioniertes Wegenetz“, die „sichere, komfortable Überquerbarkeit des Hauptstraßennetzes und die Barrierefreiheit“ sowie die „gute Orientierung“ in der Innenstadt.(13)
Projektverlauf
An dieser Stelle möchten wir Sie über den Projektverlauf und die Ergebnisse von den stattgefundenen Veranstaltungen in der Stadt Coesfeld informieren.
Die Projektaktivitäten in Coesfeld haben am 15. November 2018 mit einem Vorgespräch (PDF) bei der Stadtverwaltung und anschließendem Rundgang durch die Stadt begonnen. Dabei wurden die Ausgangssituation sowie relevante Themen, Ziele und Wünsche der Stadtverwaltung in Bezug auf den Fußverkehr besprochen. Am 28. Februar 2019 fand ein Fußverkehrsstrategie-Workshop (PDF) im Stadtschloss Coesfeld statt. Daran beteiligten sich insgesamt 15 Personen aus verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung, von Verbänden und Interessenvertretungen, um gemeinsam über Ansichten und Interessen den Fußverkehr in Coesfeld betreffend zu sprechen und Visionen und Verbesserungsmöglichkeiten zu diskutieren. Hier hat eine weitgehende Sensibilisierung der Teilnehmenden für das Thema Fußverkehrsförderung stattgefunden.
Des Weiteren hat FUSS e.V. im Februar 2019 mit einem Fach-Fußverkehrs-Check die Innenstadt von Coesfeld analysiert und sowohl Qualitätet und Mängel im Fußverkehr festgestellt. Ergänzend dazu wurde am 27. Juni 2019 einen öffentlicher Fußverkehrs-Check in Coesfeld durchgeführt, woran sich 13 Personen beteiligten, um ihr eigenes Urteil entlang einer Route mit zehn ausgewählten Stationen zu fällen und ihre unterschiedlichen Ansichten mit den anderen Teilnehmenden zu diskutieren. Der Bericht zu den beiden Fußverkehrs-Checks kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Von der Veranstaltung berichtete die Allgemeine Zeitung.
Am 22. Januar 2020 fand das Abschlussgespräch mit der Stadtverwaltung statt. Hierbei wurde Bilanz gezogen und über die wichtigsten Aspekte wie das Thema Barrierefreiheit, die Verkehrssituation in der nordwestlichen Innenstadt und das weitere Vorgehen gesprochen. Das Protokoll zum Projektabschluss in Coesfeld kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Die Stadt Coesfeld gab am 24. Januar 2020 eine abschließende Pressemitteilung (PDF) heraus. Es berichteten zudem Radio Kiepenkerl und die Allgemeine Zeitung.
Quellen
- Webseite der Stadt Coesfeld, abgerufen am 13.04.2018 unter: https://www.coesfeld.de
- Webseite Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW, abgerufen am 02.08.2018 unter http://www.agfs-nrw.de
- Schreiben der Stadt Coesfeld vom 23.08.2016, i. A. Holger Ludorf (Fachbereich 60 – Planung, Bauordnung, Verkehr)
- Ergänzungen vom 16.04.2018 zum Schreiben der Stadt Coesfeld vom 23.08.2016, i. A. Herr Holger Ludorf (Fachbereich 60 – Planung, Bauordnung, Verkehr)
- Stadt Coesfeld (2006): Verkehrsentwicklungsplan, Teil 1: Bestandsaufnahme, Analyse und Bewertung, S. 3
- Webseite der Stadt Coesfeld, Verkehrsentwicklungsplanung, abgerufen am 24.01.2019 unter: https://www.coesfeld.de/wirtschaft-bauen/planung/verkehrsplanung/verkehrsentwicklungsplanung
- Webseite der Stadt Coesfeld, Stadtentwicklung, abgerufen am 24.01.2019 unter: https://www.coesfeld.de/wirtschaft-bauen/planung/stadtentwicklung/handlungskonzept
- Stadt Coesfeld (2013): Intergriertes Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt, 2. Auflage
- Stadt Coesfeld (2006): Verkehrsentwicklungsplan, Teil 1: Bestandsaufnahme, Analyse und Bewertung, S. 44-45
- Ebenda, S. 62
- Stadt Coesfeld (2013): Intergriertes Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt, 2. Auflage, S. 11-12
- Stadt Coesfeld (2006): Verkehrsentwicklungsplan, Teil 2: Verkehrsprognose und Planungskonzept, S. 18
- Ebenda, S. 19-20