Die Stadt Stockholm in Schweden möchte als „Weltstadt“ insbesondere den Fußverkehr fördern. Folgende vier Fragestellungen waren für einen Handlungsleitfaden für kommunale Fußverkehrsstrategien auch in Deutschland von Interesse:
- Welches waren die zentralen Gründe und sind die Ziele für die Initiative?
- Gibt es einen Durchführungs-Beschluss?
- Wie sehen die konkreten Handlungsanweisungen aus?
- Ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen?
Am Ende finden Sie die Quellenangabe.
Welches waren die zentralen Gründe und sind die Ziele für die Initiative?
Laut Aussage des Oberbürgermeisters sei es das Ziel Stockholms bis 2030 eine Weltstadt zu sein „Vision 2030“, wofür die Stadt sich einen „City Plan“ gegeben hat. Darin spielt die „walkable city“ eine entscheidende Rolle:
- Stockholm soll eine umweltfreundliche Stadt sein,
- die verschiedenen Stadtteile sollen untereinander verbunden sein,
- ganz Stockholm soll ein „attraktives, vibrierendes und sicheres städtisches Umfeld“ werden und
- insgesamt soll das nachhaltige Wachstum gefördert werden.
Gibt es einen Durchführungs-Beschluss?
Der „The Walkable City – Stockholm City Plan“ wurde am 15. März 2010 vom Stockholmer Stadtrat angenommen.
Wie sehen die konkreten Handlungsanweisungen aus?
Die Vorschläge für eine fußgängerfreundliche Stadt sind in der Regel recht übergreifend und allgemein formuliert. Hinsichtlich des Fußgängerverkehrs sind zwei Schwerpunkte von Bedeutung:
1. Ein modernes Verkehrssystem und nachhaltiger Verkehr
- Angestrebt wird die Reduzierung/Entfernung physischer Barrieren.
- Die weitere Zunahme von Kraftfahrzeugsflächen induziert neue Kraftfahrverkehre.
- Wegen des dichtbebauten Stadtzentrums können viele Menschen zu Fuß gehen oder das Fahrrad benutzen.
- Für Fußgänger und Radfahrer müssen gute Bedingungen geschaffen werden. Dies muss bei der Planung der Verbindungen der Verkehrswege, die in diesem Plan herausgehoben sind, auf jeden Fall berücksichtigt werden.
- Die Verbindung der einzelnen Stadtteile untereinander und die Beseitigung von Barrieren.
Da viele Teile Stockholms untereinander schlecht verbunden sind und der ÖPNV nicht dazu ermutigt, andere Ziele als die im Zentrum anzusteuern ist eine Langzeitstrategie erforderlich, um die einzelnen Stadtteile miteinander zu verbinden, damit sich ein integriertes Stadtbild ergibt. Der City Plan stellt eine Reihe von Prinzipien vor, die einzelnen Stadtteile miteinander zu verbinden, sowohl aus regionaler wie aus lokaler Perspektive. Diese Strategie basiert vornehmlich auf der Verbesserung der Infrastruktur.
2. Gesundheit, Verkehrssicherheit und Umwelt in einer dicht besiedelten Stadt
Leichte Erreichbarkeit der Sportinfrastruktur und Grünflächen sowie die Möglichkeit, zu Fuß oder mit dem Fahrrad verschiedene Ziele (und Aktivitäten) zu erreichen, fördert einen aktiven Lebensstil, der positive Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit hat.
Ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen?
Beratungsprozesse und Ausstellungen werden gemäß dem Planungs- und Baugesetz durchgeführt. Die Arbeit am Stockholm City Plan war verbunden mit einem Dialog und der Zusammenarbeit mit anderen Interessenvertretern innerhalb der Stadt Stockholm. Zwischen dem 10. November 2008 und 12. Januar 2010 fand ein breiter Beratungsprozess statt und in diesem Zeitraum wurde eine Reihe von Aktivitäten organisiert, um eine große Zahl von Zielgruppen zu erreichen. Der Beratungsprozess erbrachte wertvolle Diskussionen über die zukünftige Stadtentwicklung. Insgesamt erhielt die Stadt 350 schriftliche Meinungsäußerungen von Agenturen, Interessenvertretergruppen, Privatpersonen etc. Zwischen dem 1. Juni und 21. September 2009 wurde ein neuer Vorschlag in die Debatte eingebracht. Währenddessen ging der Dialog weiter und es wurden ca. 100 neue Meinungsäußerungen zu diesem Vorschlag eingebracht.
Quellen und Anmerkungen:
The City Planning Administration (2010): „The walkable City – Stockholm City Plan“
Die Beschreibung der Aktivitäten zur strategischen Förderung des Fußverkehrs in der Stadt Stockholm und damit verbunden die Übersetzung des Dokumentes erfolgte Ende 2016.