Unter diesem Motto veranstalteten wir von FUSS e.V. am 10. Oktober 2018 erstmals ein Aktivseminar zur Vernetzung fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Deutschland. Ort des Geschehens war Berlin. Die ersten Eindrücke und Ergebnisse daraus stellen wir Ihnen hier vor.
Den ausführlichen Bericht mit allen Ergebnissen zum Nachlesen finden Sie zudem hier als Download (PDF).

Wozu ein Aktivseminar?

Die Teilnehmenden fragen sich vorgegebene Eigenschaften ab.
TeilnehmerInnen-Bingo zur Auflockerung

Den 27 Teilnehmenden aus mehr als 20 deutschen Kommunen, verschiedenen Institutionen und auch aus unseren Kreisen war bis zu Beginn des Aktivseminars nicht bewusst, wie „aktiv“ das Seminar wirklich werden würde.

Und wozu das Ganze? Damit sich kommunale Vertrerinnen und Vertreter aus ganz Deutschland, die den Fußverkehr in Ihrer Stadt voranbringen wollen, kennenlernen und fachlich austauschen können!

Moderiert wurde das Seminar von Dr. Viktoria Wesslowski, freiberufliche Beraterin und Moderatorin aus Hamburg. Sie leitete direkt ein mit einer Runde „TeilnehmerInnen-Bingo“, wofür es eine schnelle Auffassungsgabe, gute Menschenkenntnis, viel Bewegung und vor allem keine Kontaktscheuheit braucht – also genau das Richtige für ein Aktivseminar. Nach einer Viertelstunde gegenseitigen Abfragens vorgegebener Eigenschaften gab es zwar keinen Sieger, dafür aber eine aufgelockerte Runde.

Im Anschluss ordnete Patrick Riskowsky, Organisator des vom Umweltbundesministerium und Umweltbundesamt geförderten Projekts „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ und somit Nachfolger des von Bernd Herzog-Schlagk geleiteten Projekts „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“, das Aktivseminar in den Kontext der genannten Projekte ein und stellte diese in Kürze vor. Mehr Infos: www.fussverkehrsstrategie.de > Projekte.

Die Teilnehmenden haben das Wort - Kritik und Hinweise zum Handlungsleitfaden

Mit der Überleitung von den Fußverkehrsstrategie-Projekten zum in diesem Sommer veröffentlichten Handlungsleitfaden „Schritte zur Einführung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie“, welcher als Produkt aus der ersten Projektperiode (2016-18) hervorging, wurde das Wort an die Teilnehmenden übergeben. Hierzu wollten wir wissen, welche Themen im Handlungsleitfaden zu kurz gekommen sind und welche „Hilfestellung“ Kommunen hinsichtlich der Förderung des Fußverkehrs am dringendsten brauchen.

Zunächst einmal wurde der Handlungsleitfaden von vielen Teilnehmenden gelobt und dem FUSS e.V. für das umfassende Produkt gedankt. Es wurden darin aus Sicht der Teilnehmenden nur sehr wenige Themen nicht ausreichend oder gar nicht behandelt, darunter beispielsweise der Umgang mit den bei Einstieg in die Fußverkehrsförderung erzeugten Erwartungen, die Berücksichtigung neu hinzukommender Nutzungen und Nutzergruppen sowie eine Differenzierung zwischen Bestands- und Neubaugebieten.

Als Vorschläge, was Kommunen am dringendsten als fachliche Unterstützung benötigen, wurden u.a. genannt:

  • ein Musterantrag (im Gemeinderat) für eine kommunale Fußverkehrsstrategie,
  • Argumentationshilfen zur Sensibilisierung der Verwaltung und Zivilgesellschaft,
  • eine digitale Verschlagwortung und Bebilderung von Best-practice-Beispielen,
  • die regelmäßige Vergabe eines Preises, einer Urkunde oder eines Index' für die fußgänger- bzw. klimafreundlichste Maßnahme an eine Kommune sowie
  • eine kurze Zusammenfassung des Handlungsleitfadens für „Entscheider“.

Wünsch dir, was geht

Die Teilnehmenden diskutieren in Kleingruppen zu selbst gewählten Themen.
Diskussion in Kleingruppen über Themen der Fußverkehrsförderung

Im Vorfeld wurden unsere Teilnehmenden per Mail um ihre Wunschthemen im Bereich des Fußverkehrs gebeten und diese im Seminar für die Bearbeitung in Kleingruppen zur Wahl gestellt.

Gewählt wurden folgende vier Themen:

  1. Fußverkehrskonzepte: Was sollen diese leisten können und wie detailliert sollten sie sein?
  2. Konfliktpunkte im Straßenraum: Mischverkehr vs. Verkehrstrennung – was tun bei engen Straßenräumen?
  3. Fußverkehr nach außen tragen: Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit für die Fußverkehrsförderung
  4. Einstieg in die Fußverkehrsförderung: Wie gelingt dieser am besten und wie lassen sich Probleme vermeiden?

Dazu erarbeitete jede Gruppe mit Hilfe von drei Leitfragen zu ihrem jeweiligen Thema ein Flipchart-Plakat, auf denen die Diskussionsergebnisse festgehalten und anschließend im Plenum vorgestellt wurden. Danach ging es in die große Pause, die den Teilnehmenden Zeit zum Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen bot.

Wünsche und Erwartungen an ein bundesweites Netzwerk

Mit Beginn des nächsten Themenblocks verlas Stefan Lieb das Statement des FUSS e.V. mit der zentralen Frage: Warum halten wir ein Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen für nötig? Wir finden: Weil es absolut nötig ist!
Lesen Sie mehr bei: Wünschen und Vorstellungen des FUSS e.V.

Anschließend durften die Teilnehmenden selbst zum Stift greifen und ihre Wünsche bzw. Erwartungen für ein Netzwerk auf Moderationskarten schreiben. Darüber hinaus hat FUSS e.V. vorab eine Umfrage bei allen deutschen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern per Fragebogen durchgeführt, von denen sich deutschlandweit insgesamt 92 Vertreterinnen und Vertreter aus 87 Kommunen beteiligten.
Die Ergebnisse hierzu lesen Sie bei: Wünschen und Erwartungen von Kommunen

Des Weiteren stellte Dieter Schwab von walk-space.at mit seinem Input-Vortrag die Erfahrungen mit der Fußverkehrsförderung und Netzwerken aus Österreich vor, worin er betonte, wie wichtig die Förderung des Fußverkehrs sei, zumal es viele Themenbereiche wie Umwelt- und Klimaschutz, Gesund, Soziales und Kultur berührt. In Österreich gibt es beispielsweise eine einmal jährlich stattfindende Vernetzungsveranstaltung mit der Walk-space Konferenz sowie weiteren Veranstaltungen und Aktionen des österreichischen Fußgängerverbandes. Ergänzend zu den Eindrücken aus Österreich übermittelte Dieter Schwab den Bericht von Thomas Schweizer (Fussverkehr Schweiz) über Netzwerke im Nachbarland Schweiz, wo es zwar kein offizielles entsprechendes Netzwerk gibt (noch in der Planung), aber jährlich schon Fachtagungen angeboten werden, was im Grunde ein informelles kommunales Netzwerk aus ca. 50 Städten und Gemeinden darstelle.

Fazit und Ausblick: Ein guter Anfang

FUSS e.V. präsentiert das potenzielle Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen.
FUSS e.V. präsentiert das potenzielle Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen (v. l. n. r. Patrick Riskowsky, Dr. Viktoria Wesslowski, Stefan Lieb)

Alles in allem gab es zwar keinen bewegenden Aufschrei wie „Wir wollen das Netzwerk gründen, hier und jetzt!“, dennoch arbeitete eine erste kleine Runde von Teilnehmenden aus an der Fußverkehrsförderung interessierten Kommunen munter am Seminar mit und brachten wichtige Hinweise und Gedankenanstöße hervor, die letztendlich einen guten Anfang in Richtung eines Netzwerks bilden. Diesen positiven Eindruck vom Seminar vermittelten die Teilnehmenden auch mit durchschnittlich sehr guten Noten in der Evaluation, wobei die Punkte „Atmosphäre“ und „Qualität der Diskussionen“ am besten bewertet wurden.

Wie soll es weitergehen?

Nach den zahlreichen Anregungen aus dem Aktivseminar soll nun die Umsetzbarkeit der Vorschläge im Hinblick einer Netzwerkgründung geprüft werden. Derzeit könnte FUSS e.V. lediglich koordinierend tätig werden und fachlichen Input geben. Auf jeden Fall bleiben wir aber mit den interessierten Kommunen in Kontakt, halten sie weiter auf dem Laufenden und hoffen, dass es noch mehr werden.

Interesse geweckt?

Sie haben auch Interesse an einem Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen und wollen dazu auf dem Laufenden gehalten werden? Dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf!