Informationen für Quartiersgeher:innen
Den Fußverkehr in der gesamten Stadt sicher und attraktiv zu machen sowie über den Zustand der Infrastruktur informiert zu sein und diese flächendeckend instand zu halten, stellt für Stadtverwaltungen eine Herausforderung dar. Umso besser ist es, wenn Stadtverwaltungen Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten. Im Rahmen des Projekts „Gut gehen lassen“ hat FUSS e.V. erstmals interessierte Bürger:innen geschult und dazu angeleitet, einen Fußverkehrs-Check in ihrem Quartier selbstständig durchzuführen und Missstände sowie Verbesserungsvorschläge zu sammeln.
Hier erfahren Sie mehr:
- Wie werde ich Quartiersgeher:in?
- Was kann ich als Quartiersgeher:in tun?
- Was ist ein Fußverkehrs-Check?
- Wann und wo kann ich als Quartiersgeher:in aktiv werden?
- Wie funktioniert die GehCheck-App und wie kann ich sie nutzen?
- Wie kann ich FUSS e.V. weiter unterstützen?
- Wo finde ich hilfreiches Info-Material?
- Wie kann ich mein Wissen testen?
Wie werde ich Quartiersgeher:in?
Quartiersgeher:innen können grundsätzliche alle werden, die Interesse am Thema haben, und zur Verbesserung der Bedingungen für den Fußverkehr beitragen möchten. FUSS e.V. bot diese Möglichkeit erstmals im Rahmen des Projekts „Gut gehen lassen – Bündnis für den attraktiven Fußverkehr“ an. Das Projekt lief von Mai 2021 bis April 2023 in den fünf Modellstädten Braunschweig, Erfurt, Flensburg, Meißen und Wiesbaden. Da das Projekt abgeschlossen ist, können in den fünf Städten vorerst keine Quartiersgeher:innen mehr betreut werden.
Sollten Sie oder Ihre Kommune Interesse an dem Schulungsprogramm haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit unserem Projektteam auf!
Was kann ich als Quartiersgeher:in tun?
Quartiersgeher:innen erfassen den Zustand der Fußverkehrsinfrastruktur in Ihrem alltäglichen Umfeld – dort, wo Sie häufig zu Fuß unterwegs sind. Sie erfassen Problemstellen, aber auch Qualitäten in der Fußverkehrsinfrastruktur (Straßen, Wege, Plätze, Querungsstellen). Mithilfe der Schulung und den bereitgestellten Materialien werden sie darauf vorbereitet, Fußverkehrs-Checks selbstständig durchzuführen und ihre Hinweise sowie Verbesserungsvorschläge überzeugend gegenüber Behörden und Politik vorzutragen.
Was ist ein Fußverkehrs-Check?
Fußverkehrs-Checks (oder auch -Audits) spielen eine zentrale Rolle bei der Verbesserung des Fußverkehrs. Sie dienen der Bestandsaufnahme der Gegebenheiten, bieten ein Forum für praxisnahe Vor-Ort-Diskussionen und führen mindestens zu punktuellen konkreten Verbesserungsvorschlägen bis hin zu Ansätzen einer systematischen Förderung des Zufußgehens in der Stadt. Es gibt verschiedene Formate von Fußverkehrs-Checks, sie können allein, zu zweit oder als Gruppe durchführt werden. Ein Fußverkehrs-Check kann zunächst auch für ein bestimmtes Thema durchgeführt werden, wie z.B. Sicherheit oder Barrierefreiheit.
Mehr zu Fußverkehrs-Checks gibt es in der unten gelisteten Broschüre zum Herunterladen und auf https://www.fussverkehrs-check.de/.
Wann und wo kann ich als Quartiersgeher:in aktiv werden?
Da das Projekt "Gut gehen lassen" abgeschlossen ist, können zurzeit ohne Auftrag durch Ihre Kommune keine Quartiersgeher:innen von FUSS e.V. geschult werden.
Bei Interesse an dem Schulungsprogramm schreiben Sie uns gerne eine Mail an
Was ist die GehCheck-App und wie kann ich sie nutzen?
Fußverkehrs-Checks können seit Neuestem auch mit unserer GehCheck-App durchgeführt werden, die Nutzung der App ist aber für die Teilnahme als Quartiersgeher:in nicht unbedingt erforderlich. Die App wurde in unserem Auftrag entwickelt, um es Leuten im Alltag zu ermöglichen, leichter Feedback über schlechte und gute Stellen in der Fußverkehrsinfrastruktur zu geben. Die App ist aber genauso gut für gezielte Fußverkehrs-Checks geeignet.
Interessiert? Dann laden Sie sich die GehCheck-App ganz einfach im Appstore (Apple) oder im Playstore (Android) herunter und gehen Sie los! Alle Einträge, die Sie in die App einpfegen, können Sie hier auf einer Karte einsehen, filtern und exportieren, um Ihre Hinweise beispielsweise an die Stadtverwaltung oder Stadtpolitik weiterzugeben.
Wie kann ich FUSS e.V. weiter unterstützen?
Wir freuen uns, wenn Sie gefallen daran gefunden haben, sich für bessere Bedinungen für Zufußgehende einzusetzen. Unterstützen Sie uns mit Ihrem Engagement, die Städte in Deutschland fußgängerfreundlich zu machen. Mehr dazu unter dem Menüpunkt für Gehende.
FUSS e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Wir setzen uns für sicheres und attraktives Zufußgehen in Deutschland ein. Dafür braucht es engagierte Menschen und Geld. Wir freuen uns immer über neue Mitglieder und wären für eine Spende dankbar. Mehr unter www.fuss-ev.de > WIR > Mitgliedschaft Satzung bzw. > Spenden.
Wie kann ich mein Wissen testen?
Wir haben ein Quiz vorbereitet, damit Sie Ihr Wissen zum Thema Fußverkehr auf die Probe stellen können. Die Schwierigkeit der Fragen reicht von "Ist doch logisch!" bis "Woher soll man das wissen?".
Zur Benutzung: Klicken Sie in der Datei "Quiz" die Antworten an, die Sie für richtig halten. Mitunter ist nicht nur eine Antwort je Frage richtig. Nachdem Sie fertig sind, können Sie Ihre Antworten in der Datei "Lösungen" überprüfen und zusammenzählen, wie viele Fragen Sie richtig beantwortet haben. Viel Erfolg!
Nachfolgend haben wir Ihnen eine Reihe an Info-Materialien zusammengestellt, die Sie als Quartiersgeher:in gut gebrauchen können:
1. Wegweiser durch den FUSS-Dschungel
Der Wegweiser beantwortet sämtliche Fragen zum Thema Fußverkehr, die man haben könnte. Er dient vor allem gut als Nachschlagewerk und beinhaltet weiterführende Links, falls man sich in das ein oder andere Thema verteifen möchte. Vertiefende Literatur finden Sie ebenso auf unserer Webseite und bei den kostenlosen Downloads.
2. Info-Broschüre zu Fußverkehrs-Checks (siehe: Was ist ein Fußverkehrs-Check?)
Hier steht alles drin, was es zu Fußverkehrs-Checks zu wissen gibt. Dazu gehört, was die Checks ausmacht, wie sie durchgeführt werden können, welchen Hintergrund sie haben und vieles mehr. Haben Sie Interesse, einen Check durchzuführen? Dann sollten Sie in der Broschüre gelesen haben, um auch einen Überblick über die verschiedenen Methoden zu bekommen.
Diese Kurzfassung der obenstehenden Broschüre ist eine handlichere Version ebenjener, und soll bei der Vorbereitung auf den Fußverkehrs-Check helfen.
3. Themenlisten (Was kann ich mir bei einem Fußverkehrs-Check anschauen?)
Diese Liste mit drei übergreifenden Themen enthält viele Betrachtungspunkte, nach denen man während eines Fußverkehrs-Checks Ausschau halten kann.
Hier sind noch einmal Fragen aufgelistet, die sich ausschließlich auf die Verkehrssicherheit beziehen. Besonders nützlich ist die Liste auch, weil die Fragen nach verschiedenen Verkehrsstellen gelistet sind.
4. Bögen zur Durchführung eines Fußverkehrs-Checks (Wie notiere ich meine Ergebnisse?)
Dieser Bogen kann ausgedruckt und zum Check mitgenommen werden. Hier werden Abschnitte im Gesamten als positiv oder negativ bewertet. Wichtig ist auch jeweils eine kurze Begründung.
Diese Checklisten können ebenfalls ausgedruckt und mitgenommen werden, falls eins der Themen zutrifft. Da sie in der Gestaltung und zum Ausfüllen recht einfach sind, können sie auch sehr gut von lese- und schreibfähigen Kindern ausgefüllt werden.
5. Videos von unserer FUSSverkehrs-Akademie
Einmal im Monat referieren online Expert:innen und Fachleute zu bestimmten Fußverkehrsthemen. Mehr Informationen gibt es auf unserer Webseite. Die Aufnahmen der vergangenen Folgen finden Sie auf unserem Youtube-Kanal. Wir möchten insbesodere auf die vierte Folge hinweisen: Es referierte Patrick Riskowsky zum Thema Fußverkehrs-Checks.
Bei uns geht's besser!
Einige Kommunen stoßen zukunftsweisende und mitunter kreative Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Fußverkehrs an. Solche Musterbeispiele für die natürlichste Form der Mobilität zu finden, zu würdigen und publik zu machen ist Ziel des Kommunalen Fußverkehrspreises Deutschland. Der Preis wird von FUSS e.V. erstmalig im Jahr 2022 ausgelobt und durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und das Umweltbundesamt gefördert. Der Wettbewerb richtet sich an alle Kommunen in Deutschland.
Die Auslobung können Sie auch als PDF-Datei herunterladen.
Wir suchen...
… bereits umgesetzte oder sich aktuell in der Realisierung befindende, innovative wie auch möglichst kosteneffiziente bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs in Städten und Gemeinden, die zur Nachahmung weiterempfohlen werden können. Dabei kann es sich beispielsweise um ein Maßnahmenpaket in einem Quartier, um Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen in mehreren Straßen und auf Plätzen oder auch um fußverkehrsfreundliche Neubau- bzw. Umstrukturierungsgebiete handeln.
Abgabebedingungen und Einsendeschluss
- Bei dem einzureichenden Beitrag muss es sich um mehr als eine einzelne, punktuelle Maßnahme handeln.
- Gesucht sind Maßnahmenpakete, die der Verbesserung und Förderung des Fußverkehrs dienen, möglichst mit Einfluss auf die Fußverkehrssituation im gesamten Quartier oder gar stadtweit
- Ein (Fußverkehrs-)Plan, Konzept oder eine Strategie sowie die Schaffung fußverkehrsfördernder Verwaltungsstrukturen können den Maßnahmen zugrunde liegen, Teil dessen sein oder diese begleiten. Diese dürfen jedoch nicht ohne bereits umgesetzte oder sich in der Realisierung befindende Maßnahmen eingereicht werden.
- Sollten Maßnahmen im Rahmen von Projekten umgesetzt worden sein, so kann sich jede Kommune maximal mit drei Projekten gleichzeitig bewerben.
Die Bewerbungen für den Fußverkehrspreis konnten bis zum 1. Juli 2022 eingereicht werden. Die Bewerbungsfrist ist zuende.
Teilnahmeberechtigt waren alle Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen in Deutschland sowie die Senats- und Bezirksverwaltungen der Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.
Was gibt es zu gewinnen?
Die Kommune mit dem Siegerbeitrag wird bei der ersten kommunalen Tagung des FUSS e.V. im Herbst 2022 gekürt und darf Ausrichtungsort für die nächste Tagung im Frühjahr 2024 sein. Diese Veranstaltung dient dem Networking und Austausch der Kommunen zum Thema Fußverkehr bundesweit und der Gründung des Bündnisses fußverkehrsfreundlicher Kommunen Deutschland. FUSS e.V. sorgt für mediale Aufmerksamkeit und bundesweite positive Öffentlichkeitsarbeit für die Siegerkommune wie für den Wettbewerb um den Kommunalen Fußverkehrspreis 2024. Zudem erhält die Siegerkommune bei FUSS e.V. eine einjährige, kostenfreie Mitgliedschaft. Darüber hinaus werden alle eingereichten Beiträge, die die Wettbewerbsbedingungen erfüllen, als Best Practice Beispiele in einer Broschüre sowie auf der Webseite von FUSS e.V. veröffentlicht.
Die Jury kann ggf. zusätzlich einen Sonderpreis als Anerkennung vergeben.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Jury
- Dipl.-Geogr. Uta Bauer (Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (difu))
- M.A. Marcus Bramow (Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol))
- Dr. Evelyn Hagenah (FUSS e.V. Berlin, ehem. Abteilungsleiterin beim Umweltbundesamt)
- Dipl.-Soz. Ruth Hammerbacher (hammerbacher beratung&projekte, FUSS e.V. Vorstand)
- M.Sc. Jörg Kwauka (Deutsche Bahn AG, Masterarbeit „Perpedes Index“ (FH Erfurt))
- M.Sc. Anne Müller (Kinderfreundliche Kommunen e.V.)
- Dr.-Ing. Cordelia Polinna (Urban Catalyst, DASL, SRL)
- Dipl.-Ing. Katalin Saary (Mobilitätslösung, SRL Vorstand, FUSS e.V. Vorstand)
- Prof. Dr. Oliver Schwedes (TU Berlin, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung)
- M.A. Manuela Weber (Umweltbundesamt, FG Nachhaltige Mobilität in Stadt und Land)
- Dipl.-Ing. Peter Woltersdorf (Allgem. Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV))
Vorprüfung: M.Sc. Patrick Riskowsky (Projektleiter in der Bundesgeschäftsstelle von FUSS e.V.)
Gut gehen lassen: Fünf Städte für besseren Fußverkehr
Fünf Modellstädte wollen im Projekt „Gut gehen lassen – Bündnis für attraktiven Fußverkehr“ das Zufußgehen fördern. Braunschweig, Erfurt, Flensburg, Meißen und Wiesbaden werden in dem zweijährigen Vorhaben vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. bei der Entwicklung effizienter Maßnahmen zur Förderung des Fußverkehrs unterstützt.
Bis Frühjahr 2023 laufen in den fünf Städten Fußverkehrs-Checks, Workshops, Aktionen auf der Straße und Begehungen mit der Kommunalpolitik, sogenannte „Parteiengespräche auf dem Gehweg“. Außerdem sollen ehrenamtliche „Quartiers-Geher:innen“ gefunden werden, die sich in ihrem Stadtteil für bessere Gehwege engagieren. Sie erhalten vom FUSS e.V. eine Schulung, können dann zum Beispiel Fußverkehrs-Checks durchführen sowie der Stadtverwaltung und Kommunalpolitik geeignete Maßnahmen und Argumente vorschlagen.
Das Projekt läuft über zwei Jahre und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und vom Umweltbundesamt gefördert. Zentrales Anliegen ist die stärkere Sensibilisierung der Stadtverwaltungen, der Kommunalpolitik und der Zivilgesellschaft für die Belange der Gehenden. Das Interesse war groß: 30 Städte hatten sich beworben.
FUSS e.V. will gemeinsam mit den Städten die Qualitäten des Fußverkehrs nutzen:
- Klimaschonende Mobilität wird gefördert. 19 Prozent aller Autofahrten sind kürzer als zwei Kilometer (Quelle: Mobilität in Deutschland); viele dieser Wege können auch zu Fuß zurückgelegt werden.
- Gehen ist effizient: Mit wesentlich weniger Fläche und Geld als bei jedem anderen Verkehrsmittel können gute infrastrukturelle Bedingungen geschaffen werden.
- Gehen ist sozial: Es kostet fast nichts, braucht weder Fahrschein noch Führerschein und kann von fast allen Menschen im Alter zwischen einem und über hundert Jahren praktiziert werden.
- Gehen schont Umwelt, Stadt und Menschen: Es macht weder Lärm noch Abgase, es gefährdet selten andere Verkehrsteilnehmer:innen, braucht keinen Parkraum und keine Abstellflächen.
- Fußverkehr belebt den Straßenraum, sorgt für mehr Sicherheit, soziale Interaktion und Kommunikation und fördert nicht zuletzt den Einzelhandel am Weg.
- Gehen ist gesund, fördert die Vertrautheit mit der Umgebung und die Identifikation mit der Stadt.
Über den Projektverlauf und Termine in den einzelnen Städten können sich Interessierte informieren unter: www.fussverkehrsstrategie.de > Modellstädte
Kontakt zur Projektleitung:
Patrick Riskowsky (Projektleiter)
Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V.
Mail:
Tel. 030 492 74 73 (Mo.-Fr. 9-15 Uhr, mit AB)
Pressemitteilung von FUSS e.V.
Fachverband Fußverkehr Deutschland
vom 16.09.2021
Gut gehen lassen – Bündnis für attraktiven Fußverkehr
Das Projekt „Gut gehen lassen – Bündnis für attraktiven Fußverkehr“ wurde vom Mai 2021 bis April 2023 durchgeführt. Es war das bereits dritte Projekt zu kommunalen Fußverkehrsstrategien. Inhaltlich schloss es an die Projekte „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ (2018 - 2020) und „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“ (2016 - 2018) an, führte diese aber mit der Erprobung neuer Methoden und Module weiter.
Das waren die Module des Projekts:
- Fußverkehr als Qualitätsmerkmal - kommunale Fachtagung und Fußverkehrspreis
- Betreuung von fünf Modellstädten
- Fachexkursion zu fußverkehrsfreundlichen Lösungen
- Anleitung von „Quartiersgeher/innen“ und App-Erprobung
- Unterstützung für die Kommunalpolitik
Bei Fragen und Hinweisen nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Fußverkehr als Qualitätsmerkmal - kommunale Fachtagung und Fußverkehrspreis
Zum ersten Mal wurde der Fußverkehrspreis von FUSS e.V. ausgelobt und die Siegerkommune bei einer kommunalen Tagung im Herbst 2022 gekürt. Der 1. Platz wurde aufgeteilt: Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel bekam den Preis für ein „bespielbares Quartier“: Straßenumbauten im Stadtteil Ellerbeck / Wellingdorf, die besonders Kindern zugutekommen. In baden-württembergische Gemeinde Pleidelsheim analysierte die Initiative „Ökologisch mobil“ Gefahrenstellen, Brennpunkte und positive Beispiele und entwickelte einen Katalog für besseren Fußverkehr, den die Gemeinde jetzt Stück für Stück umsetzt. Einen Sonderpreis gab es für das „Parklet“-Programm des Berliner Senats: Holzflächen mit Sitzbänken und Grün auf bisherigen Parkplätzen, die das Umfeld verschönern, zum Aufenthalt einladen und damit auch das Gehen im Quartier fördern. Die Siegerprojekte und die weiteren Einreichungen sind hier ausführlich dargestellt.
Betreuung von fünf Modellstädten
Mit dem Projekt wurden fünf Modellstädte zum Einstieg in die strategische Förderung des Fußverkehrs beraten. Der Schwerpunkt liegt darin, Kommunen die Wirksamkeit kleinteiliger Maßnahmen zu verdeutlichen. Hierfür wurde die Broschüre "Mit kleinen Schritten Großes bewirken" erstellt, die Sie hier bestellen oder als PDF herunterladen können.
Für jede Modellstadt wurde ein Maßnahmenprogramm für ein ausgewähltes Untersuchungsgebiet erarbeitet und weitere strategische Handlungsempfehlungen gegeben. Grundlage dessen waren jeweils Gespräche mit der Stadtverwaltung, ein Fußverkehrs-Check, ein Workshop, eine Aktion im öffentlichen Straßenraum sowie ein Diskussionsgespräch beim Gehen mit Kommunalpolitiker/innen (ein sogenanntes „Parteiengespräch auf dem Gehweg“).
Aus 30 Bewerbungen hatte FUSS e.V. für die Teilnahme als Projekt-Modellstadt folgende fünf Kommunen ausgewählt:
- Braunschweig (Niedersachsen)
- Erfurt (Thüringen)
- Flensburg (Schleswig-Holstein)
- Meißen (Sachsen)
- Wiesbaden (Hessen)
Durch Anklicken der Städte-Namen erhalten Sie weitere Informationen zum Projektverlauf in der jeweilige Kommune und können sich dort den Projektbericht inkl. Maßnahmenempfehlungen herunterladen.
Für Fragen wenden Sie sich gerne an das Projektteam.
Fachexkursion zu fußverkehrsfreundlichen und diskussionswürdigen Praxisbeispielen
Ambitionen, Städte umweltfreundlicher, schöner und fußverkehrsfreundlicher zu gestalten, gibt es seit den letzten Jahren erfreulich viele. Gute Beispiele für fußverkehrsfreundliche Lösungen existieren in Deutschland dagegen noch zu wenige – und einige davon sind vielen Stadtverwaltungen womöglich noch nicht bekannt.
Wie der Fußverkehr strategisch gut gefördert werden kann und welche Maßnahmen möglich sind, um mehr Sicherheit und attraktive Räume für zu Fuß Gehende herzustellen, kann in einzelnen Städten und Gemeinden beispielgebend angeschaut werden. FUSS e.V. hatte im Juni 2022 mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunaler Verwaltungen und Interessierten aus der Kommunalpolitik eine Fachexkursion zu fußverkehrsfreundlichen und diskussionswürdigen Praxisbeispielen im westdeutschen Raum durchgeführt. Die Exkursion wurde geführt von Verkehrsplaner Dipl.-Ing. Arndt Schwab und Projektleiter Patrick Riskowsky.
Angeschaut und diskutiert wurden am ersten Tag Beispiele in Bohmte, Duisburg (s. Foto), Hennef und Brühl sowie am zweiten Tag in Bensheim, Schwetzingen, Speyer und Bad Bergzabern. Einige Eindrücke hat Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar in einem Video festgehalten, welches hier auf Youtube angesehen werden kann. Das Handout zur Fachexkursion kann hier als PDF heruntergeladen werden.
Anleitung von „Quartiersgeher/innen“ und App-Erprobung
Den Fußverkehr in der gesamten Stadt sicher und attraktiv zu machen und die Infrastruktur flächendeckend instand zu halten stellt für Stadtverwaltungen eine Herausforderung dar. Umso besser ist es, wenn Stadtverwaltungen Unterstützung aus der Zivilgesellschaft erhalten. Im Rahmen des Projekts wurden interessierte Bürgerinnen und Bürger gesucht, die von FUSS e.V. geschult als "Quartiersgeher/innen" einen Fußverkehrs-Check in ihrem Quartier selbstständig durchführen und Missstände sowie Verbesserungsvorschläge sammeln.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes hatte FUSS e.V. eine App für Fußverkehrs-Checks entwickeln lassen, die es auch Nicht-Fachleuten und Interessierten ermöglichen soll, ganz einfach und selbstständig Fußverkehrs-Checks durchzuführen und damit Daten zu erheben, die für die Stadtverwaltungen sehr nützlich sein können. Auch fachlich angeleitete Gruppenbegehungen sind mit der App durchführbar. Die App-Einträge sind auf einer digitalen Karte einsehbar. Die GehCheck-App erschien im März 2022 auf dem Markt und wurde auch im Rahmen des Projekts bei Fußverkehrs-Checks erprobt.
Mehr Infos und Materialien für Quartiersgeher:innen finden Sie hier.
Unterstützung für die Kommunalpolitik
Eine wichtige Rolle bei Beschlüssen zur Umsetzung von Maßnahmen und Konzepten spielt die Kommunalpolitik. Um diese auf die Bedeutung des Themas Fußverkehr aufmerksam zu machen und sie dafür zu sensibilisieren, wurden Kommunalpolitiker/innen in jeder der fünf Modellstädte auf eine Begehung aus der Sicht von Zufußgehenden mitgenommen und mit ihnen an einzelnen Punkten in der Stadt über Verbesserungsmöglichkeiten für den Fußverkehr diskutiert. Für das Einbringen wichtiger struktureller Bausteine und Themen in ihren Stadt- oder Gemeinderat hat FUSS e.V. im Rahmen des Projekts entsprechende Vorlagen mit Textbausteinen und Argumentationshilfen für Kommunalpolitiker/innen erstellt.
Kontakt
Projektteam
M.Sc. Patrick Riskowsky
Projektleitung
Dipl.-Ing. Bertram Weisshaar
Moderation und Betreuung der Modellstädte
Dipl.-Ing. Arndt Schwab
Fachexkursion
Bei Fragen oder Hinweise nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, per Mail an:
oder telefonisch: 030 / 492 74 73 (Mo.-Fr. ca. 9 - 15 Uhr)
Projektzeitraum: 1. Mai 2021 bis 30. April 2023
Förderer
Das Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Städte entdecken das Gehen neu
Resümee zum Abschluss des Projekts "Bausteine für Fußverkehrsstrategien"
Immer mehr deutsche Städte entdecken das Gehen neu. Zwölf von ihnen haben sich in den letzten Jahren vom Fachverband für Fußverkehr FUSS e.V. strategisch beraten lassen; das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt haben das Projekt gefördert. Zum Abschluss des Projekts „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ resümiert Projektkoordinator Patrick Riskowsky: „Nachdem Fußgängerinnen und Fußgänger hundert Jahre lang als Randfiguren betrachten wurden, rückt der stadtfreundliche, einfache, kostengünstige und umweltfreundliche Fußverkehr in vielen Städten wieder mehr in den Fokus.“
Riskowsky berichtet: „Besonders spannend waren die Fußverkehrs-Checks, die wir überall gemacht haben. Teilnehmende Verwaltungsmitarbeitende, Kommunalpolitikerinnen und -politiker und andere waren zwar schon vorher zu Fuß in ihrer Stadt unterwegs, hatten aber Stärken und Schwächen der Fußverkehrs-Infrastruktur noch nie systematisch betrachtet – von der idyllischen Wohnstraße bis zur fußgängerfeindlichen Großkreuzung.“
Es gibt Probleme, die in fast allen Städten auftraten: Das erste ist Gehwegparken zu Lasten der zu Fuß Gehenden, das zweite sind Konflikte mit dem Radverkehr. Häufige Themen sind auch Bus- und Tramhaltestellen, Barrierefreiheit und in Altstädten Konflikte mit dem Denkmalschutz, etwa in der Frage des richtigen Wegebelags. Auch fehlende Beleuchtung über Gehwegen und in Tunneln ist ein häufiges Problem, und ein weit verbreitetes Ärgernis sind Ampeln, an denen die Wartezeiten für den Fußverkehr zu lang sind und die Grünphasen zu kurz.
Aus den Analysen in den zwölf Städten leiten die Fußverkehrs-Experten Empfehlungen für alle deutschen Städte ab. Dazu Riskowsky: „Es sollte mehr verkehrsberuhigte Bereiche geben und an Straßenkreuzungen und anderen Stellen mehr Zebrastreifen, Mittelinseln und Gehweg-Nasen, mit denen Fahrbahnen verschmälert und Sichtbeziehungen zwischen Gehenden und Fahrenden verbessert werden.“ Eine wichtige Forderung von FUSS e.V.: Breite Wege machen das Gehen attraktiver und die Städte schöner. Parkende Autos gehören an den Fahrbahnrand, nicht auf die Gehwege.
Das Projekt und die entwickelten Broschüren sollen einen Beitrag dazu leisten, das Zufußgehen in Deutschland wieder attraktiver zu machen, auch damit das eigene Auto öfter stehen gelassen wird und die eigenen Füße gerade für kurze Wege bevorzugt werden.
Die zwölf Modellstädte waren in Phase 1 bis 2018 Chemnitz, Eisenach, Jena, Marl und Rendsburg, in Phase 2 bis 2020 Coesfeld, Erlangen, Frankfurt (Oder), Göttingen, Mainz, Halle (Saale) und Neustrelitz. Drei Kurzporträts und einige Fotos aus dem Projekt finden Sie zum Download im UMKEHR-FUSS-Online-Shop > kostenlose Downloads > Themen-Websites > Fußverkehrsstrategie. (Die dort bereitgestellten Fotos sind frei zur redaktionellen Verwendung mit Angabe der Quelle „FUSS e.V.“.)
Alle Informationen zum Projekt, Porträts der Modellstädte und Ergebnisprotokolle aller durchgeführten Veranstaltungen finden Sie auf der Webseite: www.fussverkehrsstrategie.de
Aufgrund der Erfahrungen im Verlauf des Projektes mit den Problemen vor Ort hat FUSS e.V. den Stand der Technik bei Planungs- und Rechtsfragen zum Gehen für Expertinnen und Experten sowie für interessierte Bürgerinnen und Bürger aufbereitet. Die neue Broschüre von FUSS e.V. „Geh-rechtes Planen und Gestalten“ finden Sie als kostenlosen Download auf der Startseite www.fuss-ev.de > „Arbeitshilfe: Gesetze und Regeln zum Fußverkehr“.
Pressemitteilung von FUSS e.V.
Fachverband Fußverkehr Deutschland
vom 31. März 2020