Wir freuen uns, dass Erlangen als Modellstadt am Projekt „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ teilgenommen hat und bieten an dieser Stelle Informationen zur Stadt:

sowie zu den durchgeführten Projektaktivitäten:

 

Kurzvorstellung der Stadt

Schlossgarten Erlangen
Schlossgarten an der Friedrich-Alexander-Universität im Erlanger Zentrum (Foto: Bertram Weisshaar, FUSS e.V.)

Erlangen ist mit 113.758 Einwohner*innen (Stand 2019) eine Großstadt im mittelfränkischen Bayern. Seit 1974 hat Erlangen den Status einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohner*innen, nachdem seit dem Zusammenschluss 1972 mit dem Landkreis Höchstadt an der Aisch die Einwohnerzahl rasant anstieg.(1) Erlangen ist im Wesentlichen durch die Friedrich-Alexander-Universität mit rund 40.000 Studierenden (2), durch die Siemens AG und als Medizinstadt geprägt.(1) Durch den Wirtschaftsstandort ist eine hohe Arbeitsplatzdichte gegeben, weshalb viele Arbeitnehmer im nahen Umland leben und knapp 60.000 Personen (Stand 2012) täglich in die Stadt pendeln.(3)

Der Modal Split für den Binnenverkehr in Erlangen zeigt auf, dass der MIV mit knapp 48 Prozent dominiert, gefolgt von einem Radverkehrsanteil von 28,4 Prozent. Der Fußverkehr kommt mit 16,8 Prozent auf mehr als das doppelte des ÖPNV (etwa 7 Prozent). Im bundesweiten Vergleich liegt der Radverkehrsanteil über dem Durchschnittlich und lässt sich auf die frühzeitige und intensive Radverkehrsförderung seit den 1970er Jahren zurückführen. Zwar ist das Radverkehrsnetz gut ausgebaut, die Infrastruktur aber teils veraltet und nicht den aktuellen Richtlinien (RASt 06 und ERA 2010) entsprechend. (3) Diskrepanzen dazu zeigt der Modal Split im Gesamtverkehr ohne Durchgangsverkehr auf: Mit einem Anteil von 62 Prozent dominiert der MIV, der Radverkehr ist mit rund 21 Prozent doppelt so stark vertreten wie der Fußverkehr (10,5 Prozent). Lediglich der ÖPNV bezieht mit 6,4 Prozent einen ähnlichen Wert wie im Binnenverkehr. Die Zunahme des MIV ist unter anderem auf die großen Pendlerströme zurückzuführen, wovon etwa zwei Drittel ein Pkw benutzen. Als Chance wird hier die steigende Elektrifizierung des Radverkehrs gesehen, um eine Verkehrsverlagerung („Modal Shift“) zugunsten des Zweirads zu bewirken.(4)

Fußverkehr in den konzeptionellen Planungen der Stadt

Bahnhofplatz Erlangen
Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Erlangen (Foto: Bertram Weisshaar, FUSS e.V.)

Der Fußverkehr wurde in der 113.758 Einwohner*innen zählenden Großstadt hingegen bisher kaum wahrgenommen und es besteht großes Verbesserungspotential. Erlangen bietet durch eine kompakte Stadtstruktur, insbesondere in der Innenstadt, viele Grünflächen, stadtnahe Erholungsflächen sowie eine flache Topographie, attraktive Voraussetzungen für Fußgänger.(5) Viele Wohngebiete befinden sich in weniger als fünf Kilometer Abstand zu den Arbeitsplatzzentren, wodurch eine fahrrad- und fußverkehrsfreundliche Distanz vorhanden ist.(6) In den vergangenen Jahren wurden bereits einige zentrale Bereiche für Fußgänger aufgewertet. Im Großteil der Stadt entspricht die Infrastruktur jedoch nicht den Anforderungen von zu Fuß Gehenden und ein übergeordnetes Konzept zur systematischen Fußverkehrsförderung fehlt bislang.(5)

 

 

Richard-Wagner-Straße Erlangen
Wichtige Wegebeziehung im Erlanger Zentrum: Richard-Wagner-Straße (Foto: Bertram Weisshaar, FUSS e.V.)

Dieser Rückstand soll im Rahmen der derzeitigen Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans behoben werden. Ein Konzept für die systematische und langfristige Förderung des Fußverkehrs in Erlangen wird zu einer modernen Mobilitätskultur beitragen, die ein Miteinander aller Verkehrsarten ermöglicht.(5) Hierfür wurden für die Innenstadt sowie den Stadtteil Tennenlohe zusammen mit dem beauftragten Gutachterbüro plan & rat aus Braunschweig bereits ein Fußwegenetz entwickelt und dieses auf Schwachstellen und Mängel hin überprüft. Auch die Bürger*innen wurden durch mehrere Stadtspaziergänge sowie das begleitende Forum Verkehrsentwicklungsplan in die Konzeption eingebunden. Im zweiten Schritt wird nun ein Handlungskonzept mit Maßnahmen erstellt, welche zur Verbesserung des Fußverkehrs kontinuierlich umgesetzt werden sollen. Die Erfahrungen aus der Innenstadt und Tennenlohe sollen zudem genutzt werden, um in den kommenden Jahren auch die weiteren Stadtteile in die Netzkonzeption zu integrieren. Ziel ist es auch, geeignete Akteure zu identifizieren und zu motivieren, die Fußverkehrsplanung zukünftig aktiv zu begleiten.(7)

Zum Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Erlangen: www.vep-erlangen.de

Projekt-Konzept: Fußverkehrsförderung im Stadtteil Büchenbach

Das Quartier Büchenbach-Nord am Europakanal
Die berühmten Hochhäuser am Europakanal im Stadtteil Büchenbach-Nord (Foto: Bertram Weisshaar, FUSS e.V.)

In Abstimmung mit der Stadtverwaltung wurde der Stadtteil Büchenbach für die modellhaften Untersuchungen im Rahmen den Projekts für Fußverkehrsstrategien ausgesucht. Insbesondere der Ortsteil Büchenbach-Nord wurde neu in das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen und bietet sich damit an für Fußverkehrs-Checks, dessen Ergebnisse bei der geplanten Aufstellung eines ortsteilbezogenen Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) mit einfließen könnten. Da durch das Förderprogramm „Soziale Stadt“ auch Fördergelder zur Verfügung stehen, sieht die Stadt dort große Chancen, dass auch Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs umgesetzt werden können.

Der Stadtteil Büchenbach liegt im Westen der Stadt Erlangen und weißt eine gemischte Wohnbauweise von Reihenhäusern bis Geschosswohnungsbau und Hochhäusern auf. Zudem liegen dort auch wichtige Ziele wie eine Grundschule, Kindergärten und Einzelhandelsgeschäfte für den täglichen Bedarf. Es gibt für diesen Stadtteil noch keine Grundlagen für ein Fußverkehrskonzept.
Das Untersuchungsgebiet Büchenbach-Nord umfasst eine Fläche von ca. 60,3 Hektar und hat rund 5.800 Einwohner*innen (Stand: 2018). Der Wohnstandort weist eine heterogene Bebauung auf, die ab den 1960er Jahren errichtet wurde. Prägend im Untersuchungsgebiet sind die zeittypischen Geschosswohnungsbauten der 1960er und 1970er Jahre und darunter insbesondere die Wohnhochhäuser entlang des Europakanals, die in ihrer Entstehungszeit zu den städtebaulichen Prestige-Projekten von Erlangen zählten.
Heute sind in Büchenbach-Nord sowohl städtebauliche und bauliche Mängel als auch verschiedene soziodemographische Problemlagen erkennbar. Seit 2014 weist dieser Ortsteil den höchsten Sozialindex der Stadt Erlangen auf. Prognostisch wird eine Verstärkung der sozialen Belastung bis zum Jahr 2022 vorhergesagt. Aufgrund dieser Situation sieht die Stadt Erlangen aktuell neben vielen anderen Handlungsschwerpunkte, die es im ISEK zu konkretisieren oder zu überprüfen gilt, u.a. Optimierung der verkehrlichen Erschließung (Binnenverkehr und Vernetzung mit umliegenden räumlichen Schwerpunkten) sowie Aufwertung der Straßenräume sowie Aufenthaltsqualität. Hierzu kann aus Sicht des FUSS e.V. die strategische Förderung des Fußverkehrs einen wesentlichen Beitrag leisten.(8)

Eine kurze Übersicht zum Gebiet gibt es auf der Webseite der Stadt Erlangen: Soziale Stadt Untersuchungsgebiet Büchenbach-Nord

Projektverlauf

Öffentlicher Fußverkehrs-Check in Büchenbach
Öffentlicher Fußverkehrs-Check in Büchenbach (Foto: Bertram Weisshaar, FUSS e.V.)

An dieser Stelle möchten wir Sie über den Projektverlauf und die Ergebnisse von den stattgefundenen Veranstaltungen in der Stadt Erlangen informieren.

Die Projektaktivitäten in Erlangen haben am 9. April 2019 begonnen mit einem Vorgespräch bei der Stadtverwaltung und anschließendem Rundgang durch das Untersuchungsgebiet, dem Stadtteil Büchenbach-Nord. Zudem fand am 17. Juli 2019 ein Fußverkehrsstrategie-Workshop mit der Stadtverwaltung und lokalen Akteuren aus Büchenbach statt. Anschließend hat FUSS e.V. einen Fach-Fußverkehrs-Check und am 13. November 2019 einen öffentlichen Fußverkehrs-Check mit Teilnehmenden aus Stadtveraltung und Zviligesellschaft in Erlangen-Büchenbach durchgeführt. Der Bericht mit den Ergebnissen aus beiden Fußverkehrs-Checks kann hier als PDF heruntergeladen werden. Das Abschlussgespräch mit der Stadtverwaltung fand am 14. Februar 2020 statt. Die Stadt Erlangen gab am 24. Februar 2020 eine abschließende Pressemitteilung (PDF) heraus. Zudem berichteten die Erlanger Nachrichten am 25. Februar 2020 darüber.

 

Quellen:

  1. Webseite der Stadt Erlangen, Blickpunkt Stadtgeschichte, abgerufen am 7.8.2019 unter: https://www.erlangen.de/desktopdefault.aspx/tabid-1393/3362_read-24518/
  2. Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (o.J.): Das ist die FAU. https://www.fau.de/universitaet/das-ist-die-fau/
  3. Stadt Erlangen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Abt. Verkehrsplanung (2014): Verkehrsbericht 2013. http://vep-erlangen.de/fileadmin/user_upload/documents/wissensspeicher/Verkehrsbericht-Erlangen_web.pdf, S. 8f
  4. Ebd. S. 12f
  5. Stadt Erlangen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Abt. Verkehrsplanung, Schreiben vom 2. September 2016
  6. Stadt Erlangen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Abt. Verkehrsplanung (2014): Verkehrsbericht 2013. http://vep-erlangen.de/fileadmin/user_upload/documents/wissensspeicher/Verkehrsbericht-Erlangen_web.pdf, S. 10f
  7. Stadt Erlangen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Abt. Verkehrsplanung, Schreiben vom 10. August 2018
  8. Webseite der Stadt Erlangen, „Soziale Stadt“  -  Untersuchungsgebiet „Büchenbach-Nord“, abgerufen am 7.8.2019 unter: https://www.erlangen.de/desktopdefault.aspx/tabid-2013/