Wir freuen uns, dass Halle (Saale) als Modellstadt am Projekt „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ teilgenommen hat und bieten an dieser Stelle Informationen zur Stadt:

 sowie zu durchgeführten Projektaktivitäten:

 

Kurzvorstellung der Stadt

Kunst am Eingang zur Fußgängerzone Leipziger Straße
Foto: Patrick Riskowsky, FUSS e.V.

Die Stadt Halle (Saale) hat circa 241.000 Einwohner und liegt im Süden von Sachsen-Anhalt. Mit dem Flughafen Leipzig-Halle sowie zahlreichen ICE-Verbindungen und Autobahnanschlüssen genießt Halle eine verkehrliche Lagegunst in Mitteldeutschland.(1)

Bekannt ist die Stadt unter anderem als Geburtsstadt des Komponisten Georg Friedrich Händel, was einen großen Einfluss auf das örtliche Kulturangebot hat. Darüber hinaus profitiert die Stadt von einem „konzentrierte[n] Mix aus Kunst, Kultur, Erholung, Gastronomie und Einkauf“ sowie einer Großzahl an Wasser- und Grünanlagen entlang sowie abseits der Saale.(2)

 

 

Altstadt von Halle
Foto: Patrick Riskowsky, FUSS e.V.

Die erste namentliche Erwähnung erfuhr Halle bereits vor mehr als 1200 Jahren, wurde aber erst im Jahr 1258 unabhängig und 23 Jahre später urkundlich zur Hansestadt ernannt. Der Name der Stadt leitet sich wahrscheinlich aus dem keltischen Wort „halla“ her, was so viel bedeutet wie „Stätte der Salzzubereitung“. Schon vor mehr als 2000 Jahren wurden unweit der Saale Salzwasserquellen entdeckt, die von keltischen, germanischen und slawischen Stämmen zur Salzproduktion verwendet wurden. Die Salzgewinnung und der Salzhandel waren auch noch im 18. Jahrhundert für die Wirtschaft der Stadt prägsam und bis heute sind die Salzarbeiter unter dem Namen „Halloren“ bekannt. Schließlich musste die Salzproduktion aus wirtschaftlichen Gründen 1964 eingestellt werden. Seit 1969 erinnert ein Salinemuseum an die historische Salzgewinnung.(3)

 

Halle-Neustadt
Foto: Patrick Riskowsky, FUSS e.V.

Besonders eindrücklich ist der Kontrast zwischen der historisch gewachsenen Altstadt und der Anfang der 1960er Jahre erbauten DDR-Arbeitersiedlung Halle-Neustadt im Westen der Stadt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich mehr und mehr Chemiebetriebe in Halle und Umgebung an, was mit den Jahrzehnten immer mehr Arbeiter in die Region zog. Um diesem „Ansturm“ beizukommen, begann man schließlich im Jahr 1964, Wohnungen im großen Stil mit für die DDR berühmten Plattenbauten westlich der Saale zu errichten. Die Bebauung des westlichen Saaleufers war lange Zeit bautechnisch schwierig aufgrund des hohen Grundwasserspiegels. Dieser wird seitdem mittels Pumpen reguliert.(3)

 

Verkehrsknoten Riebeckplatz
Foto: Patrick Riskowsky, FUSS e.V.

Sehr prägnant im Stadtbild von Halle ist der Riebeckplatz, ein großer Verkehrsknoten unweit des Hauptbahnhofs. Dieser Platz gliedert sich insgesamt in drei Ebenen: Erstens die Hochstraßenbrücke, über welche die heutige Bundesstraße B80 in Nord-Süd-Richtung geführt wird; zweitens der darunter gelegene Kreisverkehr, an dem Verkehre aus allen Himmelsrichtungen in der Stadt zusammenlaufen und an den sich im Südosten ein Busbahnhof angliedert; drittens die untersten Ebene, auf welcher der Fuß-, Rad- und Straßenbahnverkehr unter den großen Verkehrsplatz hindurch geführt wird und wodurch eine wichtige fußläufige Verbindung vom Hauptbahnhof in die Innenstadt besteht. An den unteren Riebeckplatz schließt sich im Westen die Leipziger Straße an, die seit 1974 als Fußgängerzone bis zum Marktplatz führt.(3)

 

Straßenbahn in der Großen Ulrichstraße
Foto: Patrick Riskowsky, FUSS e.V.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird in Halle weitestgehend über Straßenbahnen abgewickelt, die im Altstadtbereich durch teils enge Straßen (z.B. Große Ulrichstraße) geführt werden. Auf diese Weise ist auch der ansonsten autofreie Marktplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt zu erreichen.(4)

Der Anteil des Fußgängerverkehrs beträgt in Halle zurzeit ca. 33 % (Quelle: SrV 2013). Damit hat es im Vergleich zur SrV-Erhebung aus dem Jahr 1994 eine leichte Steigerung um 2 % gegeben, was zeigt, dass Zufußgehen in Halle (Saale) nach wie vor eine sehr verbreitete und beliebte Art der Fortbewegung ist.(5)

Fußverkehr in den konzeptionellen Planungen der Stadt

Gemäß des gültigen Verkehrspolitischen Leitbildes der Stadt Halle (Saale) aus dem Jahr 1997 (4) und den Verkehrspolitische Leitlinien der Stadt Halle (Saale) aus dem Jahr 2016 (7) ist es erklärtes verkehrspolitisches Ziel der Stadt Halle (Saale), den Fußverkehr zu fördern.(5)

Derzeit arbeitet die Stadt Halle (Saale) an der Erstellung eines aktuellen Stadtmobilitätsplans und im Rahmen dessen auch an einer Fußverkehrsstrategie.(5) Dazu fanden in den Jahren 2011-12 diverse Workshops mit unterschiedlichen verkehrlichen und räumlichen Schwerpunkten statt, darunter auch ein Fußverkehrs-Workshop in Kooperation mit einem Planungsbüro.(6)

Für den Altstadtbereich sind im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Altstadt ebenfalls Ziele für den Fußverkehr definiert: Die Altstadt soll demnach autoarm werden, wobei die Verkehrsteilnehmer des Umweltverbunds (Fußgänger-, Radverkehr und Straßenbahnen) Vorrang haben sollen (S. 26). Außerdem sollen im Sinne der „Aufenthaltsqualität und Vernetzung für Fußgänger und Radfahrer “ Wegeverbindungen ausgebaut und das touristische Wegesystem aufgewertet werden (S. 33).(8)

Auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2025 aus dem Jahr 2017 wird beschrieben, dass „[d]ie Stärkung des Rad- und Fußverkehrs und die Erhöhung seines Anteils am Gesamtverkehr [...] einen wesentlichen Beitrag zur stadt- und umweltverträglichen Organisation des Verkehrs dar[stellen]“ (S. 144), was zudem mit dem „Anspruch an eine kompakte Stadt der kurzen Wege“ (S. 141) in Verbindung steht. Besondere Bedeutung wird dabei der „fußläufige[n] Erschließung des Wohnumfeldes bzw. der Nahversorgungszentren“ eingeräumt, wobei diese Bereiche barrierefrei ausgestaltet sein sollten (S. 145).(9)

Darüber hinaus wird der Fußverkehr im ISEK auch als Teil einer Mobilitätskette gedacht, wobei Fußwege zumeist am Haus begonnen und beendet werden. Demnach soll „[a]uf die Zugangsmöglichkeiten zu Gebäuden bzw. Wohnbereichen [...] besonders [geachtet werden], da der Fußverkehr sich in diesen Bereichen konzentriert und das hauptsächliche Verkehrsmittel darstellt“ (S.145). Dabei soll nun auch die wohnungsnahe Verfügbarkeit nachhaltiger Mobilitätsformen wie Car- oder Bikesharing) stärker berücksichtigt werden (S. 142).(9)

Projektverlauf

An dieser Stelle möchten wir Sie über den Projektverlauf in der Stadt Halle (Saale) informieren und Sie dazu auf dem Laufenden halten.

Das Projekt „Bausteine für Fußverkehrsstrategien (FVS2)“ ist am 5. Juni 2018 gestartet mit einem ersten Gespräch in der Verwaltung (PDF) inklusive eines Stadtrundganges sowie einem Workshop unter dem Motto "Wo stehen wir und wo wollen wir hin?", zu dem Verbände- und Interessensvertreter/innen aus der Region eingeladen waren, die Stadt Halle (Saale) als Modellstadt auf dem Weg zu einem Leitbild für eine Fußverkehrsstrategie zu begleiten. Den Bericht zum Workshop finden Sie hier als Download (PDF).

Am 15. August 2018 führten unsere Experten von FUSS e.V. einen Fach-Fußverkehrs-Check im Format „Blitzlicht“ auf einer ca. 3 km langen Laufroute durch die nördliche Altstadt von Halle (Saale) durch. Zudem fand am 12. November 2018 ein Fußverkehrs-Check mit der Öffentlichkeit statt. Die Auswertung der Fußverkehrs-Checks können Sie sich hier als PDF herunterladen.

Ausführliche Informationen zu unseren Fußverkehrs-Check-Methoden finden Sie übrigens unter: www.fussverkehrs-check.de

Abschließend fand am 15. Mai 2019 ein Parteiengespräch auf dem Bürgersteig statt. Die kommunalpolitische Forderung, die Stadt Halle stärker als eine fußgängerfreundliche Stadt zu entwickeln, stand dabei im Zentrum dieser Veranstaltung in Fortbewegung. Neben dem August-Bebel-Platz wurden auch das Paulusviertel (Goethestraße) und der Platz Am Steintor gemeinsam aufgesucht. Die jeweilige Situation wurde zunächst durch zwei Mitarbeiter des Fuss e.V. speziell aus der Perspektive der Fußgänger erörtert. Anschließend erhiellten jeweils ein/e Vertreter/in der Parteien die Gelegenheit, ihre Position zur zukünftigen Förderung des Fußverkehrs darzulegen. Auch die Hallenserinnen und Hallenser hatten die Möglichkeit, Fragen zur Fußverkehrsförderung an die Stadtratskandidaten zu richten. Das Protokoll zur Veranstaltung können Sie sich hier als PDF herunterladen.

 

Quellen

  1. Webseite der Stadt Halle, Kategorie Stadtentwicklung, abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Stadtentwicklung
  2. Webseite der Stadt Halle, Kategorie Willkommen in Halle, abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Kultur/Willkommen-in-Halle
  3. Webseite der Stadt Halle, Kategorie Stadtgeschichte, abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Kultur/Stadtgeschichte > Chronik
  4. Verkehrspolitisches Leitbild der Stadt Halle (1997), abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Online-Angebote/Veroeffentlichungen/index.aspx?RecID=314
  5. Schreiben des Beigeordneten für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Halle (Saale), Uwe Stäglin, vom 30.08.2016
  6. Webseite der Stadt, Kategorie Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Halle 2025, abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Stadtentwicklung/Verkehr/Planung/Verkehrsentwicklungs-06624
  7. Verkehrspolitische Leitlinien der Stadt Halle (Saale) (2016), abgerufen am 28.06.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Stadtentwicklung/Verkehr/Planung/Verkehrsleitlinien
  8. Integriertes Entwicklungskonzept Altstadt der Stadt Halle (Saale) (2013), abgerufen am 20.07.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Stadtentwicklung > Publikationen
  9. Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2025 der Stadt Halle (Saale) (2017), abgerufen am 20.07.2018 unter: http://www.halle.de/de/Verwaltung/Online-Angebote/Veroeffentlichungen/?RecID=757 > Downloads